IHK-Präsident Andreas Rother besucht Ausbildungsbetriebe

IHK-Präsident Andreas Rother besucht vier Ausbildungsbetriebe

Neue Berufe und gute Karriereperspektiven – im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Arnsberg gibt es viele Geschichten über die duale Ausbildung. Andreas Rother, Präsident der IHK Arnsberg, hat auf seiner ersten Sommertour vier Ausbildungsbetriebe im IHK-Bezirk besucht. In den Gesprächen mit Geschäftsführern, Ausbildern und Auszubildenden wurde deutlich: Die duale Berufsausbildung ist attraktiv und auf die Zukunft ausgerichtet.

 

Station 1: PIEL Die Technische Großhandlung GmbH in Soest

Die Auszubildenden Anna-Lena Grimm ist IHK-Ausbildungsbotschafterin und
wirbt in Schulen für ihren Beruf und die Firma ihrer Chefs Christian und Michael Piel (r.).


Fast jeder sechste Mitarbeiter in der Unternehmensgruppe Piel ist ein Auszubildender. Damit liegt das Unternehmen weit über der durchschnittlichen Ausbildungsquote von 5,2 Prozent. Derzeit lernen 16 junge Menschen mehrheitlich den Beruf der Kauffrau oder des Kaufmanns im Groß- und Außenhandel.

„Wir bilden aus, um zu übernehmen“, bringt Michael Piel, Geschäftsführender Gesellschafter  der Piel Gruppe, die Ausbildungsstrategie seines Unternehmens auf den Punkt. Mit Quereinsteigern tut sich das mittelständische Familienunternehmen, das 730.000 verschiedene technische Bedarfsartikel verkauft, schwer. Extern geworbene Mitarbeiter benötigen sehr lange, bis sie das Unternehmen und die Produkte und die Dienstleistungen rund um das Produkt kennen, erläutert Michael Piel: „Darum bilden wir bedarfsgerecht aus. Das heißt unseren Fachkräftebedarf wollen wir durch die Ausbildung decken. Bereits sechs Monate vor ihrer Abschlussprüfung setzen wir deswegen unsere Auszubilden in ihrem zukünftigen Tätigkeitsbereich ein.“ Das kann, je nach individueller Neigung der Auszubildenden, beispielsweise der Vertrieb, das Produktmanagement oder der Einkauf sein.

Michael Piel ist mit seiner Strategie zur Fachkräftesicherung sehr erfolgreich. Vom letzten Ausbildungsjahrgang hat er alle Auszubildenden übernommen. Dass das nicht jedes Jahr gelingt, ist dem Unternehmer jedoch klar: „Die Leistung muss natürlich stimmen. Und manch einer möchte gerne Vollzeit studieren. Dann trennen sich die Wege.“ Der Studienwunsch muss aber kein Trennungsgrund sein, denn Piel unterstützt gerne auch Fort- und Weiterbildungen seiner Mitarbeiter, zum Beispiel zum Fachberater oder Fachwirt.

 

Station 2: Spenner GmbH & Co. KG in Erwitte

Eva Pannock (2. v. r.) hat im Unternehmen von Dr. Dirk Spenner (3. v. l.) Anfang
des Jahres ihr duales Studium zum Bachelor of Arts beendet. Nun ist sie selber
Ausbilderin für den kaufmännischen Bereich.

 

Seit über 90 Jahren produziert die Familie Spenner in Erwitte Zement, Kalk und Mörtel für die Bauindustrie. Für Dr. Dirk Spenner, geschäftsführender Gesellschafter in der dritten Generation, ist klar worauf der Erfolg des Familienunternehmens beruht: „Die Bausteine unseres Unternehmens sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Darum bildet das Unternehmen gezielt für den Eigenbedarf aus. Derzeit machen zwölf junge Menschen bei Spenner eine Ausbildung. Eigentlich sollte es aber eine junge Nachwuchskraft mehr sein. Bereits seit über einem Jahr sucht der Betrieb einen Auszubildenden zum Mechatroniker.

In der Vergangenheit hat das Unternehmen im technischen Bereich Industriemechaniker und Elektroniker für Betriebstechnik ausgebildet. Mit dem Mechatroniker, will das Unternehmen flexibler werden, denn der Beruf verbindet viele Ausbildungsinhalte der beiden vorgenannten Berufe. „Die Ausbildung ist sehr anspruchsvoll, dafür können wir den Mechatroniker aber vielfältig einsetzen“, begründet Dr. Dirk Spenner, warum er das Ausbildungsangebot erweitert.

Die Suche nach einem Mechatronik-Auszubildenden gestaltet sich allerdings schwieriger als erwartet. „Für die Ausbildungen zum Industriemechaniker und Elektroniker erhalten wir weniger Bewerbungen als in den früheren Jahren, aber dafür sind immer einige gute bis sehr gute Bewerber dabei“, berichtet Dirk Spenner. Von den wenigen Bewerbungen für die Mechatroniker-Stelle hat ihn noch keine überzeugt. Dabei ist das Unternehmen auf den Ausbildungsmessen in der Region vertreten und bietet auch viele Karriereperspektiven.

 

Station 3: Borbet GmbH in Hallenberg

Peter Wilhelm Borbet Junior zeigte seinem Besuch die Ausbildungswerkstatt
in seinem Unternehmen.


Grenzen kennt die Firma BORBET eigentlich keine. Schließlich produziert das Unternehmen aus dem Hochsauerland Leichtmetallfelgen für den Weltmarkt. Und doch findet der Ausbildungsbetrieb seinen Fachkräftenachwuchs fast ausschließlich in der Region. An den beiden Standorten in Hallenberg und Medebach bildet das Unternehmen 42 junge Menschen in acht Berufen aus.

„Als einer der größeren Arbeitgeber in der Region bekommen wir bis heute noch ausreichend gute Bewerbungen für unsere Ausbildungsstellen“, berichtet Peter Wilhelm Borbet Junior. „Doch auch unser Unternehmen spürt, dass immer mehr junge Erwachsene lieber studieren wollen.“ Darum bietet BORBET den jungen Fachkräften nach der Ausbildung bewusst verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten an. Je nach Beruf zum Beispiel die Fortbildung zum Europakaufmann, zum Techniker oder Meister. Auch mit einem Aufenthalt an einem der Auslandsstandorte fördert BORBET die Karriere seiner Nachwuchskräfte.

 

Station 4: Schulte Duschkabinenbau GmbH & Co. KG in Sundern

Henrik Szinglober (l.) lernt den Beruf Kaufmann im E-Commerce. Er ist der erste
Azubi im neuen Ausbildungsgang im Unternehmen von Hermann-Josef Schulte (2. v. l.).


Bereits seit einigen Jahren beobachtet Hermann-Josef Schulte, geschäftsführender Gesellschafter von Schulte Duschkabinenbau in Sundern, einen Wandel auf dem Absatzmarkt. Zunehmend bestellt der Endkunde Duschkabinen und Ersatzteile auch online. Seit fünf Jahren hat er darum den Bereich Online-Handel in seinem Unternehmen strategisch aufgebaut. Neben dem Verkauf über die großen Online-Marktplätze der Fachpartner und Partner-Baumärkte, stellt Schulte Duschkabinenbau auch eine eigene digitale Plattform zur Verfügung. Auf dieser kann sich der Endkunde zunächst informieren und beraten lassen, bevor er das Produkt direkt im Fachhandel oder Baumarkt bezieht.

Da die Digitalisierung jedoch nicht nur im Bereich des direkten Verkaufs voranschreitet, sondern ebenfalls in der Logistik und dem Vertrieb, ist es auch für das Unternehmen intern von großer Wichtigkeit, einschlägig auszubilden. Daher setzt Schulte ab diesem Jahr auf den neuen Ausbildungsberuf Kauffrau/-mann für E-Commerce. „Angesichts der guten Entwicklung im Online-Handel ist es für uns der logische nächste Schritt, die neue Ausbildung zum Kaufmann im E-Commerce anzubieten“, erläutert Schulte.

 

„Die Ausbildung ist eine sehr gute Grundlage für die berufliche Karriere"

„Die Beispiele und das große Engagement der vier Unternehmen zeigen, dass mit der dualen Ausbildung anspruchsvolle Berufe und Karrieren möglich sind“, verdeutlicht IHK-Präsident Rother bei seinem Besuch. Gemeinsam mit den Betrieben in der Region will er darum verstärkt für die Chancen werben, die die duale Ausbildung bietet. „Die Ausbildung ist eine sehr gute Grundlage für die berufliche Karriere. Und mit den verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten stehen alle Wege offen, auch zur Selbstständigkeit“, betont Rother. Der Unternehmer aus Ense weiß, wovon er spricht. Schließlich hat er selber seine berufliche Laufbahn mit einer Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gestartet.

 

 

Fotos: Wolfgang Detemple