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Foto: Ampezzan/IHK
Schmallenberg und Bad Fredeburg aus Besuchersicht
Bereits zum 6. Mal hat sich die IHK Arnsberg zusammen mit den jeweiligen lokalen Wirtschaftsförderungen/Stadtmarketing-Organisatio-nen an der deutschlandweiten Umfrage „Vitale Innenstädte“ des Instituts für Handelsforschung beteiligt. 2024 zum ersten Mal dabei: Schmallenberg mit seinem Kernort sowie Bad Fredeburg.
Bei Deutschlands größter Innenstadtstudie hat sich die Stadt Schmallenberg mit den Ortskernen Schmallenberg und Bad Fredeburg der Besuchermeinung gestellt. Ob Gesamtattraktivität, Aufenthaltsqualität/Ambiente/Flair oder Einzelhandelsangebot – beide Zentren erhalten von den Besucherinnen und Besuchern sowohl in den Oberkategorien als auch bei den abgefragten Einzelkriterien in der Mehrzahl die Schulnote „befriedigend“. Auffällig bei der Befragung: Es wurden überwiegend Menschen aus Schmallenberg selbst beziehungsweise aus den Ortsteilen angetroffen beziehungsweise befragt (89 %). „Was vielleicht in einer eher touristisch geprägten Stadt zunächst verwundern mag, lässt sich zum Teil mit dem schlechten Wetter im Befragungszeitraum erklären. Wir haben am Markttag Ende September befragt.“, so Huberta Sasse von Schmallenberg Unternehmen Zukunft e.V.
Kernort Schmallenberg
Im Schmallenberger Kernort werden insbesondere die Gastronomie (Schulnote 2,6), das Dienstleistungsangebot (2,7) und sowohl die Autofreundlichkeit (2,8) als auch die Fußgängerfreundlichkeit (2,7) positiver bewertet. Auch Gebäude und Fassaden im historischen Stadtkern werden mit Schulnote 2,6 honoriert.
Parkmöglichkeiten (3,3), Fahrradfreundlichkeit (3,4) und insbesondere das Kulturangebot (3,6), der Erlebniswert (3,4) und die touristische Attraktivität (3,4) fallen in den Augen der Befragten dagegen etwas ab.
Der Einzelhandelsbesatz im Schmallenberger Kernort erhält insgesamt die Schulnote 2,7. Positiv wird insbesondere der Lebensmitteleinzelhandel (2,0) bewertet, während Schuhe/Lederwaren (3,4) und Büro/Schreibwaren (3,5) etwas schlechter eingeschätzt werden.
Bad Fredeburg
In Bad Fredeburg erhalten sowohl die Auto- (2,7) als auch die Fußgängerfreundlichkeit (jeweils 2,8) sowie das Dienstleistungsangebot ein volles „Befriedigend“. Bei der Frage nach Parkmöglichkeiten (3,3) und insbesondere beim Kulturangebot (3,7) sowie beim Erlebniswert (3,5) und bei der touristischen Attraktivität (3,5) fallen die Ergebnisse dagegen etwas ab.
Der Einzelhandelsbesatz in Bad Fredeburg erhält insgesamt die Schulnote 3,0. Positiv wird insbesondere der Lebensmitteleinzelhandel (2,0) bewertet, während das Fehlen von Einzelhandelsangeboten im Bereich Schuhe/Lederwaren (4,1) und Büro/Schreibwaren (4,0) kritisch gesehen werden.
Schmallenberg und Bad Fredeburg als Besucherziele
Das Hauptmotiv der Befragten sowohl für den Besuch der Schmallenberger Innenstadt (41,0 %) als auch Bad Fredeburgs (52,6 %) ist das Einkaufen, während weitere Besuchsgründe wie Gastronomienutzung, Freizeit- und Kulturangebot, Verweilen/Sightseeing Dienstleistungs-angebot oder Behördengang bei den Befragten, die überwiegend aus Schmallenberg selbst kommen, eine untergeordnete Rolle spielen. „Attraktive Innenstädte sind insbesondere dann erfolgreich, wenn sie eine Vielzahl an Besuchsgründen aufweisen, da dies zu längeren Verweildauern führt, von der am Ende alle Anbieter in einer Innenstadt profitieren. Entsprechend sollte man darauf abzielen, das Angebot in Schmallenberg und Bad Fredeburg gemeinschaftlich zu vermarkten und „ins Schaufenster zu stellen“, analysiert Stephan Britten, Teamleiter Branchen der IHK Arnsberg, die Ergebnisse.
Das Verkehrsmittel der Wahl beim Besuch Schmallenbergs (48,1 %) und Bad Fredeburgs (58,7 %) ist der Pkw, wie bei allen teilnehmenden Städten am Hellweg und im Sauerland. Stephan Britten dazu: „In einer ländlich geprägten Region wie dem Sauerland – und gerade auch einer Stadt wie Schmallenberg – ist es zwar wichtig, auch im Bereich der Alternativen wie ÖPNV oder Radverkehr attraktiv zu sein. Dabei sollten die Pkw-Fahrer aber nicht diskriminiert werden.“
Mehr als dreiviertel aller Befragten sowohl im Schmallenberger Ortskern als auch in Bad Fredeburg sind täglich oder wöchentlich dort, was auch damit zu erklären sein dürfte, dass ein Großteil aus der Stadt selbst stammt. „Umso erfreulicher ist es, dass mehr als 25 % der Befragten angeben, drei bis fünf Geschäfte aufzusuchen“ konstatiert Bürgermeister Burkhard König.
Bei der Frage nach Maßnahmen, die in Schmallenbergs Zentrum beziehungsweise in Bad Fredeburg zur Attraktivitätssteigerung unbedingt ergriffen werden sollten, werden insbesondere ein verbessertes Toilettenangebot (Schmallenberg: 54,8 %, Bad Fredeburg: 47,7 %), der Ausbau von Angeboten für Kinder und Jugendliche (Schmallenberg: 41,7 %, Bad Fredeburg: 39,3 %) sowie Maßnahmen gegen leerstehende Läden und Brachflächen (Schmallenberg: 42,3 %, Bad Fredeburg: 50,1 %) benannt. „Gerade das Thema Leerstände gilt es, im Auge zu behalten, um das besondere Flair von Schmallenberg als Einkaufsstadt zu erhalten. Im Idealfall finden sich Nachfolger oder Nachfolgenutzungen, bevor überhaupt ein Leerstand entsteht“, führt Wirtschaftsförderin Huberta Sasse aus.
Die Stadtgestaltung und Baukultur im historischen Stadtkern von Schmallenberg beziehungsweise Bad Fredeburg schätzen in der Kernstadt 37,8 % und in Bad Fredeburg 24,3 % der Besucher als gut ein. „Diese Wahrnehmung, gerade auch bei den heimischen Besuchern, ist schon bedauerlich“, so Leon Schüttler vom Amt für Stadtentwicklung, „zumal für eine deutliche Mehrheit (Schmallenberg: 62,3 %, Bad Fredeburg: 59,3 %) die gestalterische Qualität und Baukultur bei der Entscheidung, ob sie eine bestimmte Innenstadt aufsuchen, sehr beziehungsweise eher wichtig ist. Wir müssen herausfinden, worin eine solch kritische Einschätzung begründet liegt und wie man als Stadt zusammen mit den Immobilieneigentümern und weiteren Akteuren hier die historischen Stadtkerne besser in Szene setzen kann. Und auch die Angabe von 49,5 % der Befragten im Schmallenberger Kernort und 43,4 % der Befragten in Bad Fredeburg, dass es im Hinblick auf die Barrierefreiheit Handlungsbedarf gibt, sollten wir als Aufgabe mit aus dieser Befragung nehmen.“
Bürgermeister Burkhard König sieht die jetzt vorliegenden Befragungsergebnisse als Chance, die Zukunft des Zentrums von Schmallenberg und Bad Fredeburg positiv zu gestalten: „Es zeigt sich, allerdings wie andernorts auch, dass die Einheimischen selbst einen deutlich kritischeren Blick auf die eigene Stadt haben als Gäste und Besucher. Entsprechend ist die Gesamtnote „befriedigend“ durchaus Ansporn, aber auch etwas, auf dem man aufbauen kann. Es gilt nun, sich die Befragungsergebnisse im Detail anzuschauen und die Stellschrauben zu suchen, um Schmallenberg und Bad Fredeburg in ein noch positiveres Licht zu rücken. Von Bedeutung dürfte dabei sicherlich auch sein, nicht nur die Besucher Schmallenbergs in den Fokus zu nehmen, sondern insbesondere auch die Einwohnerinnen und Einwohner Schmallenbergs selbst.“ Mit Blick auf das kommunale Jubiläum, das die kommunale Neugliederung der Stadt Schmallenberg vor 50 Jahren unter dem Motto „Wir feiern 84 Orte – miteinander eine Stadt“ feiert, ergänzt König: „Gerade in Bezug auf das kulturelle Angebot und das Angebot für Kinder und Jugendliche hat Schmallenberg weitaus mehr zu bieten, als die Umfrage in den beiden Innenstädten erfassen kann. Unberücksichtigt bleiben beispielsweise Angebote wie das Museum in Holthausen, das Kunsthaus Alte Mühle und die Jugendkunstschule, die Textile, die sich als Kunstfestival etabliert hat und viele weitere Angebote und Veranstaltungen in den Orten rund um Schmallenberg und Bad Fredeburg, die alle auch eine Strahlkraft in die beiden Kernorte haben. Schmallenberg besticht durch die Vielfalt seiner 84 Orte. Das macht unsere Stadt besonders.“
Katharina Behle-Suerbier, die neue Citymanagerin Schmallenbergs, ergänzt. „Ein gezieltes Binnenmarketing ist ein möglicher Ansatz, um die Schmallenberger zu noch größeren „Fans“ und Markenbotschaftern ihrer eigenen Stadt zu machen. Dabei ist es wichtig, dies zeigt der Erfolg anderer Städte, dass alle Akteure an einem Strang ziehen und kontinuierlich zusammenarbeiten.“
IHK-Präsident Andreas Knappstein, selbst engagierter Einzelhändler und überzeugter Schmallenberger, resümiert: „Der Kernort Schmallenberg und Bad Fredeburg sollten sich nicht in Konkurrenz, sondern in Ergänzung zueinander sehen, zum Beispiel beim Thema Veranstaltungen. Insgesamt hat Schmallenberg als Gesamtstadt nach wie vor ein breites Angebot sowohl im Einzelhandel als auch touristisch zu bieten. Und auch an kulturellen Angeboten hat Schmallenberg als Gesamtstadt Einiges vorzuweisen, sei es die Textile, der WaldSkulpturenWeg oder der spirituelle Sommer, um nur einige Beispiele zu nennen. Sehen wir die jetzt vorliegenden Erkenntnisse also als Chance, die Stadt Schmallenberg gemeinsam weiter nach vorne zu bringen.“