Größere Baustellen direkt vor der eigenen Tür oder im näheren Umfeld lösen insbesondere in Zentren oft Sorgenfalten auf der Stirn der Betroffenen aus: sei es beim Einzelhändler, beim Dienstleister, beim Gastronom oder beim Hotelier. Wie steht es um die Erreichbarkeit zu Fuß, mit Pkw oder Bus? Wie werden sich Schmutz, Baulärm, Erschütterungen auswirken? Werden die Kunden wegbleiben? Mit einem engagierten Baustellenmanagement oder sogar –marketing können Bauherren und Betroffene Hand in Hand gegensteuern.
Die Sorgen der Betroffenen sind vielfach berechtigt, die Notwendigkeit der Baumaßnahmen in der Regel aber auch gegeben. Deshalb kann es sinnvoll sein, die Baumaßnahme als Chance zu ergreifen, das Marketing darauf auszurichten, um Kunden auch während der Beeinträchtigungen für das eigene Geschäft zu begeistern. Fragen nach der Zielgruppe sowie deren Bedürfnisse und wie sie unter erschwerten Bedingungen zu erreichen sind, können bei der Entwicklung eines entsprechenden Konzepts helfen. Und auch baulich bietet die Baustelle vor der Tür die Chance, aus der Not eine Tugend zu machen, und zum Beispiel die eigene Einrichtung zu modernisieren, die Fassade aufzufrischen oder einen barrierefreien Eingang zu realisieren. Allgemeingültige Antworten und ein Patentrezept gibt es nicht. Aber individuelle Ansätze – auch im Kleinen – können oft große Wirkung entfalten.
Gemeinsam planen, koordinieren, realisieren
Blinder Aktionismus ist dabei allerdings ebenso wenig hilfreich wie Einzelkämpfertum. Genauso, wie die Baumaßnahme seitens der Kommune und den ausführenden Baufirmen im Rahmen eines detaillierten Baustellenmanagements geplant, koordiniert und durchgeführt wird, ist es sinnvoll, dass auch die betroffenen Betriebe ihre Aktivitäten gemeinsam auf die Beine stellen. Dabei können sowohl Maßnahmen Einzelner als auch gemeinsame Aktionen realisiert werden – wenn sie aufeinander abgestimmt sind.
Mit einem koordinierten Baustellenmarketing ergibt sich für die Gewerbetreibenden die Möglichkeit, ihre Werbemaßnahmen zu bündeln und gemeinsam für die Kunden Attraktionen zu schaffen, die auch weiterhin einen Anreiz bieten, die Innenstadt trotz Baustelle aufzusuchen. Dabei kann es sich im Sinne eines ganzheitlichen Marketings lohnen, auch Unternehmen einzubeziehen, die nicht direkt von der Baumaßnahme betroffen sind, und so einen Schulterschluss zu erreichen.
Vielfältige Maßnahmen
Dabei ist vieles möglich: angefangen beim Corporate Design, zum Beispiel mit einem eigenen Logo / Maskottchen, über Baustellenrundgänge/-besichtigungen (vom ersten „Anbaggern“ bis zum großen Finale und Freigabe der neugestalteten Innenstadt), bis hin zu Verkaufs- und Rabattaktionen haben Betroffene umfangreiche Möglichkeiten, um auf sich und die Baumaßnahme im positiven Sinne aufmerksam zu machen.
Letztendlich kann ein Baustellenmarketing auch neuen Schwung in die Zusammenarbeit der Akteure einer Innenstadt / einer Einkaufslage bringen, gemeinsam Strategien zur Kundenhaltung und -gewinnung zu entwickeln. Händler, Gastronomen, Dienstleister, aber auch Anwohner können hier ein ganz neues „Wir-Gefühl“ entwickeln und gestärkt aus einer Umbruchphase hervorgehen.
Ebenso bietet sich die Gelegenheit, sich mit dem Thema der Digitalisierung erstmals oder vertiefter auseinanderzusetzen – sei es durch Aus- oder Aufbau einer gemeinsamen Onlineplattform, Etablierung eines Newsletters oder aber die Bespielung von Social-Media -Kanälen. Unabdingbar ist auch die Zusammenarbeit mit den Medien als wichtigem Multiplikator des Baustellenmarketings.
Alle Akteure an einen Tisch
Doch nicht jede Baumaßnahme erfordert ein eigenes und durchaus aufwendiges Marketingkonzept. Handelt es sich um eine Baustelle von kurzer Dauer oder wirkt sie sich kaum negativ auf das Geschäftsumfeld aus, benötigen die betroffenen Anlieger keine extra darauf ausgerichteten Aktionen. Was aber nicht fehlen sollte, das ist ein gut strukturiertes und transparentes Baustellenmanagement, das auf die Kommunikation mit allen Akteuren und Betroffenen setzt. Das bedeutet, dass sich alle – angefangen von der Stadt, den Planern und den beauftragten Baufirmen, über die betroffenen Unternehmen, Werbegemeinschaften und Immobilieneigentümern bis hin zu den Anwohnern – frühzeitig und auch während der gesamten Bauphase an einen Tisch setzen, um relevante Fragen zu klären, Abläufe abzustimmen und Aufgaben zu verteilen. Wie sieht der genaue Zeitplan für die Baumaßnahme und die einzelnen Bauabschnitte aus? Wann ist wo für wen mit welchen Einschränkungen zu rechnen? Sind diese grundsätzlichen Fragen geklärt, gilt es zu überlegen, wie und durch wen diese Einschränkungen minimiert werden können. Lässt sich zum Beispiel der Zugang zu allen Gewerbetreibenden während der gesamten Bauphase gewährleisten? Müssen Umleitungen eingerichtet und andere Parkmöglichkeiten geschaffen werden?
Für einen reibungslosen Ablauf ist es also wichtig, Verantwortlichkeiten vorab zu klären und sowohl auf Seiten der Stadt beziehungsweise des Bauunternehmens als auch auf Seiten der Gewerbetreibenden einen zentralen Ansprechpartner zu benennen. Den erfahrungsgemäß läuft nicht immer alles nach Plan, und es muss auch kurzfristig auf unplanmäßige Ereignisse reagiert werden.
Durststrecke überwinden
Am Ende bleibt – bei allen Chancen und allem Engagement – eine große Herausforderung: das überwinden einer Durststrecke. Aber mit der richtigen Strategie und guter Kommunikation kann diese gemeinsam gemeistert, Kunden gehalten und Umsätze erzielt werden. Trotz oder gerade wegen der Baustelle.