Unternehmer und Europawahl-Kandidaten diskutieren

Energiekosten, CO2-Bepreisung, Binnenmarkt sowie Bürokratie und Berichtspflichten – über diese Themen diskutierten Unternehmer und Europawahl-Kandidaten bei einer Podiumsdiskussion in der IHK. Diese war durchaus kontrovers, denn es zeigten sich nicht nur unterschiedliche Ansichten zwischen Wirtschaft und Politik, auch die Unterschiede zwischen den Parteiprogrammen wurden deutlich. Eingeladen hatte die IHK zusammen mit dem Unternehmensverband Westfalen-Mitte e.V. Auf dem Podium saßen die Europawahl-Kandidaten aus dem Hochsauerlandkreis Birgit Sippel (SPD), Dr. Peter Liese (CDU) und Klaus Willeke (FDP) sowie für die Unternehmerschaft Korinna Schwittay (Siepmann-Werke, Warstein) und Martin Krengel (WEPA, Arnsberg).

Korinna Schwittay und Martin Krengel wiesen gleich zu Beginn der Diskussion auf die hohen Energiepreise hin. Der WEPA mit europaweiten Standorten sei an einer europäischen Energielösung gelegen, betonte Krengel. Schwittay kritisierte die deutsche CO2-Steuer, die ein einseitiger Nachteil im europäischen Wettbewerb sei. Peter Liese erwiderte, dass die CO2-Steuer europaweit kommen solle. Zudem seien alle Länder zum Ausstieg aus der Kohleenergie verpflichtet. Insgesamt sei dennoch mehr Wettbewerbsgleichheit notwendig, stimmte er zu.

15 Beauftragte listete Korinna Schwittay in ihrem Unternehmen auf und illustrierte gekonnt die Fülle an bürokratischen Aufgaben. Hinzu kämen Themen wie die Nachhaltigkeitsberichterstattung, die von Konzernen an ihre Kunden im Mittelstand durchgereicht werden. Anders als Konzerne mit ihren Experten, hätte der Mittelstand jedoch kein Personal für die Fülle an Aufgaben. „Unternehmer wird man, weil man Mut hat und etwas umsetzen will, aber die Bürokratie nimmt einem den Spaß“, bekannte Schwittay. „Die Bürokratie belastet nicht nur die Unternehmer, sondern auch alle Mitarbeiter“, pflichtete Martin Krengel bei. Birgit Sippel betonte, dass Regeln wichtig seien, doch Deutschland wolle seine Gesetze immer besonders gut machen und streng kontrollieren. Es brauche einfache Kontrollmechanismen, die dennoch die schwarzen Schafe herausfiltern. Sie will, dass Deutschland stärker in anderen Ländern schaut, wie diese EU-Regeln umsetzen und kontrollieren. Klaus Willeke forderte die Einrichtung einer neuen Mittelstandskommission in Brüssel, um zunehmender Bürokratie vorzubeugen. Außerdem sprach er sich für einen Berichtspflichtencheck und eine Prüfung neuer Regeln nach fünf Jahren aus.

An der anschließenden Diskussion beteiligten sich nicht nur Teilnehmer aus der Unternehmerschaft, sondern auch 30 Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium Laurentianum und vom Mariengymnasium in Arnsberg. Diese hatten auf IHK-Einladung an der Veranstaltung teilgenommen und waren von IHK-Präsident Andreas Knappstein besonders begrüßt worden. Knappstein betonte an die Jugendlichen gerichtet, dass die Freiheiten, mit denen sie als Erstwählerinnen und Erstwähler in Europa aufgewachsen sind, nicht selbstverständlich seien, weder die persönlichen noch die wirtschaftlichen. Daher freue er sich sehr, über deren Interesse an der Veranstaltung. Verbunden mit einem Aufruf zur Wahl zu gehen, betonte er: „Erfolgreiche Unternehmen in einem freien und demokratischen Europa bieten riesige berufliche Chancen.“